NABU verleiht Familie Döhrer in Rastatt die Plakette "schwalbenfreundliches Haus"

Kunstnester für Mehlschwalben am Haus, Foto: Rolf Döhrer
Kunstnester für Mehlschwalben am Haus, Foto: Rolf Döhrer

04.09.2020

 

Schwalben bringen bekanntlich Glück. Das Schicksal der Vögel selbst ist hierzulande allerdings weniger glücklich, denn die Bestände sind in den letzten Jahren dramatisch eingebrochen. "Die Mehlschwalben, die ihre Nester gerne an unsere Hauswände bauen, stehen heute auf der Roten Liste unserer Brutvögel“, sagt Martin Klatt, Ge-schäftsführer des NABU-Kreisverbandes Rastatt. Hierfür gäbe es mehrere Gründe, denn die Vögel fänden einer-seits immer weniger Nahrung, das heißt Insekten, die sie im Flug jagen. Andererseits wird es immer schwieriger, einen passenden Platz für den Nestbau zu finden. Und auch das Sammeln von Lehm zum Bauen der Nester sei heute nicht mehr leicht, denn die einst erdigen Feldwege seien fast alle asphaltiert.

Christel Döhrer freut sich über Urkunde und Plakette, die ihr Martin Klatt vom NABU überreicht. Foto: Rolf Döhrer
Christel Döhrer freut sich über Urkunde und Plakette, die ihr Martin Klatt vom NABU überreicht. Foto: Rolf Döhrer

Umso mehr freut es den NABU, dass die Mehlschwalben bei Familie Döhrer in Rastatt ein verlässliches Zuhause gefunden haben. „Als vor einigen Jahren die Schwalben versucht haben, bei uns Nester an die Wand zu bauen, sind diese schon als Rohbau immer wieder heruntergebrochen. Da haben wir den Vögeln Kunstnester angeboten und immer weitere dazu gehängt. Heute sind es 14 Stück, die meisten davon bewohnt,“ berichtet Christel Döhrer nicht ohne Stolz. Damit sich über die Nester keine Krähen setzen können, um die jungen Schwalben aus den Nes-tern zu holen, hat Rolf Döhrer ein Drahtgeflecht angebracht, das die Schwalben gar nicht stört aber eben schützt.

"Leider dulden es manche Leute nicht, dass sich die Schwalben an der Hauswand ansiedeln, weil der Kot der Vögel die Fassade verschmutzt", umreißt Martin Klatt eines der Probleme für die Mehlschwalben. Hierfür hat Fa-milie Döhrer eine ausgesprochen pragmatische Lösung gefunden: „Den Mist nehmen wir im Herbst als Dünger!“

Überhaupt haben Döhrers ein Herz für die Vögel in ihrem Garten: In jedem Frühjahr hängt Christel Döhrer ein Bü-schel Pferde- und Hundehaare auf, damit die Meisen ihre Nester auspolstern können. „“Mit den vielen Haaren im Schnabel wird eine Kohlmeise plötzlich zur Bartmeise“, schmunzelt Christel Döhrer.

"Angesichts der starken Gefährdung der Schwalben, ist ein breites Engagement für diese Vögel ungeheuer wich-tig“, so Klatt und betont, dass die Nester der Vögel, wie die Tiere selbst, geschützt sind und nicht herunterge-schlagen werden dürfen.

Weil Mehlschwalben gerne in Kolonien brüten, kann man mit dem Angebot mehrerer Kunstnester an einem Haus gleich einen beachtlichen Brutbestand ansiedeln. „Uns gefällt einfach die Geselligkeit der Schwalben. Da ist zur Brutzeit immer was los und die Tiere haben sich viel zu erzählen“, freut sich Rolf Döhrer schon jetzt auf die neue Brutsaison im nächsten Jahr. Denn bald wird es ruhig werden – die Mehlschwalben ziehen spätestens Mitte September in ihre afrikanischen Winterquartiere.